Das Fach Religion am Ratsgymnasium

„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ (Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832)

Wir, die Fachgruppe Religion des Ratsgymnasiums Peine, möchten diese Frage, die der deutsche Dichter in seinem Werk Faust als sogenannte Gretchenfrage gestellt hat, gerne gemeinsam mit dir erörtern.
Seit den Anfängen der Menschheit denken die Menschen über die großen existenziellen Fragen des Lebens nach, so wie: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Hat mein Leben einen Sinn oder bin ich lediglich ein Produkt des Zufalls? Was ist richtig oder falsch, gut oder böse? Gibt es so etwas wie Gott oder das Göttliche, einen Schöpfer oder doch mehrere Götter? Was bedeutet das alles für mich und mein Leben? Diese Fragen oder Ähnliche stehen im Zentrum der Religionen, die Antworten auf diese und andere große Lebensfragen geben.

Gemeinsam mit dir und euch möchten wir uns diesen Erklärungen widmen. In diesem Prozess, in diesem gemeinsamen Forschen mithilfe der Bibel, philosophischer Werke und auch anderer Schriften werden wir herausfinden, ob und wo sich die Erklärungen der Religionen voneinander unterscheiden, und wo sich sehr ähnlich sind.

Im Zentrum des Religionsunterrichtes der SEK I & II steht die Vermittlung der christlichen Religion und ihre Sichtweise auf die oben genannten Fragen. Das Judentum und der Islam, sowie die asiatischen Religionen beziehungsweise Weltanschauungen des Hinduismus und Buddhismus werden in der Sekundarstufe I ebenfalls beleuchtet. Hier lassen sich dann schon erste Gemeinsamkeiten und Unterschiede bezüglich der oben genannten Fragen erkennen.

Der Religionsunterricht der Oberstufe regt dann zu einer vertiefenden Auseinandersetzung mit den oben genannten existenziellen Fragen und Antworten des Christentums und auch anderen Weltanschauungen an. Gemäß den Richtlinien sind Kernthemen des Unterrichts in der Sek. II: Die Frage nach Gott (Theologie) – einschließlich der Religionskritik und der Theodizee, die Frage nach dem Menschen (Anthropologie), die Frage nach Jesus, dem Christus (Christologie), ethische Fragestellungen, die Aufgabe der Kirche/n in der heutigen Welt sowie die Auseinandersetzung mit anderen Religionen.

Auch im 21. Jahrhundert ist Religion ein wichtiges Thema. Weltweit bewegen religiöse Fragen die Menschen. Nur wer selbst gut über den eigenen Glauben Bescheid weiß und auch über andere Religionen informiert ist, kann einen eigenen Standpunkt entwickeln und mit anderen Überzeugungen in einen Dialog treten. Religion gehört zur Allgemein- und zur Persönlichkeitsbildung, sie ist ein eigenständiger und zum Teil wichtiger Teil unseres Lebens und unserer Kultur.
Der Religionsunterricht vermittelt nicht nur Kenntnisse, sondern trägt zur Identitätsbildung der Schülerinnen und Schüler und ihrer Dialogfähigkeit bei. Hiermit leistet er einen unverzichtbaren Beitrag für das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft.
Zudem öffnet er die Augen für die christliche Prägung unserer Kultur (in Musik, Literatur, Kunst, Architektur, in gesellschaftlichen, politischen und juristischen Grundsätzen), deren Bedeutung sich ohne Kenntnis christlicher Grundlagen oft nicht erschließt.

Der Religionsunterricht fördert die Haltung von Gemeinschaft, Offenheit und Toleranz, sowie Nächstenliebe und Feindesliebe und begreift dies als wichtiges Erbe der Botschaft von Jesus. Selbstverständlich gehört der Erwerb religiösen Grundwissens wie zum Beispiel Kenntnisse der biblischen Botschaft, das christliche Menschenbild und die sich daraus ableitenden christlichen Werte zu den Zielen des Religionsunterrichts.

Gemeinschaft wird bei uns im Fach Religion und der Fachgruppe Religion am Ratsgymnasium groß geschrieben. So arbeiten die Fächer evangelische und katholische Religion schon seit vielen Jahren gern und erfolgreich überkonfessionell zusammen. Dies zeigt sich in den gemeinsamen Fachkonferenzen und einer gemeinsamen Leitung der Fachgruppe sowie bei den gemeinsamen Gestaltungen von Gottesdiensten und Exkursionen.
Der Unterricht erfolgt sowohl konfessionell kooperativ (d.h. evangelische und katholische Schülerinnen und Schüler werden zusammen in einer Lerngruppe unterrichtet) als auch nach Konfessionen getrennt (zumeist in den Jahrgängen 5&6).

Der Religionsunterricht beider Konfessionen ist grundsätzlich für alle offen, unabhängig von Taufe oder Religionszugehörigkeit. Es ist aber sinnvoll, dass die evangelisch beziehungsweise katholisch getauften Schüler und Schülerinnen bei dem konfessionellen Unterricht an dem Unterricht der eigenen Konfession teilnehmen. Auch muslimische, jüdische, buddhistische Schülerinnen und Schüler sowie Schüler ohne Religionszugehörigkeit sind gerne willkommen und schon lange Teil unseres Religionsunterrichts.

Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit euch uns den existentiellen und religiösen Fragen zu widmen und uns der Frage zu stellen, wie Leben gelingen kann in Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen und der Schöpfung.

Eure Fachgruppe Religion