Bundespolitik hautnah erlebt haben Schüler des Peiner Ratsgymnasiums bei einem Besuch des Bundesarbeitsministers und Bundestagsabgeordneten Hubertus Heil (SPD). Vom Mindestlohn bis zum Generationenvertrag, von der Inflation bis zur Anerkennung von nicht in Deutschland erworbenen Abschlüssen reichte das Themenfeld, das in eineinhalb Stunden zur Sprache kam. Heil ging dabei auf die Fragen der gut vorbereiteten junge Männer und Frauen ein und machte seine Positionen deutlich. Aber er zeigte aber auch auf, wie schwierig es mitunter ist, Ideen in einer Regierungskoalition durchzusetzen. „Da muss man oft ganz schön dicke Bretter bohren“, sagte Heil.

In den Genuss der Gesprächsrunde mit dem Sozialdemokraten, der aus Peine stammt, kamen die Schüler der beiden Politikkurse auf erhöhtem Anforderungsniveau des zwölften Jahrgangs. „Das Peiner Büro des Ministers ist auf die Schule zugegangen und hat uns den Termin angeboten. Natürlich haben wir dieses Angebot sehr gern angenommen“, sagt die Koordinatorin Hanna Schofeld.

Moderiert wurde die Veranstaltung von den beiden Schülern Tabea Schemeit und Jannes Langenhoff, die auch die ersten Fragen an Heil formulierten. „Wird durch den Mindestlohn die Produktion in Deutschland im internationalen Vergleich nicht zu teuer, so dass Arbeitsplätze verloren gehen?“ formulierte Tabea eine Sorge der Jugendlichen. Heil konnte beruhigen: Von niedrigen Löhnen betroffen seien sehr oft Jobs im Dienstleistungsbereich, etwa Friseurinnen oder Kassiererinnen, die vor Ort erledigt werden müssen. In der Industrie werde in der Regel schon jetzt besser bezahlt, so dass sich dort im Wettbewerb keine Veränderungen ergeben.

Mehrfach angesprochen wurde von den jungen Leuten der Fachkräftemangel. „Wir haben jedes Jahr 50.000 Schüler ohne Abschluss und zurzeit 1,3 Millionen Menschen zwischen 20 und 30 Jahren ohne Ausbildung – da müssen wir ansetzen, indem wir versuchen, diese zu qualifizieren, nicht sie in prekäre Arbeitsverhältnisse zu vermitteln“, sagte er. Zudem gebe es Potenzial bei der Erwerbstätigkeit von Frauen, von denen viele in Teilzeit arbeiten. Und auch die gezielte Zuwanderung von qualifizierten Kräften sei ein mögliches Instrument, dem Mangel zu begegnen.

Hier hakten die Schüler nach: Ihrer Einschätzung müsse die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen vereinfacht werden. Der Minister stimmte zu und wies darauf hin, dass daran bereits gearbeitet werde und sich auch schon einiges getan habe. Und Heil konnte auch ein Souvenir mit nach Hause nehmen: Maria Althaus und Robert Schemeit von der im Entstehen befindlichen Schülerfirma „Ratse-Putz“ überreichten ihm nachhaltig erzeugte Seife.

(Kerstin Wosnitza, PAZ vom 12.07.2022)