Auf Workshopkonzerte musste das Ratsgymnasium pandemiebedingt lange verzichten, sodass die Freude am Mittwochabend groß war, endlich wieder Musik live zu hören und direkt vor Publikum auftreten zu können.

Die Gelegenheit zum Auftreten hatten Schüler aus fast allen Jahrgängen genutzt. Die Jüngste, Maya Böttger aus der 6c, strahlte zu Beginn bereits Ruhe und Gelassenheit aus und präsentierte auf der Querflöte souverän Aire and Dance von Timothy Johnson, obwohl sie erst am Vormittag mit ihrem Begleiter Christian Fauteck, der für den erkrankten Meinhard Buchwald eingesprungen war, das erste Mal geprobt hatte. Jordan Look aus dem 12. Jahrgang gehört zu denen, die das Format des Workshopkonzerts schon vor der Pandemie kennen und lieben gelernt haben, sodass sie auch dieses Mal gerne Gänsehaut bei den Zuhörern hervorrief mit Klavierklängen zu Sinatras My Way. Jazzig blieb es auch bei der inoffiziellen Klassenband der 7c (Jan Vetter, Nepomuk Bartsch, Philipp Wedemeyer und Eric Schatz), die, verstärkt durch die Väter Uwe Vetter und Wolfram Bartsch, in verschiedenen Besetzungen interessant gestalteten Swing und Funk zu Gehör brachte und mit dem Ohrwurm Tequila von Chuck Rio das Publikum anheizte. Einen Sprung in die Zeit des Barock bot darauf die Sonata g-moll von Antonio Vivaldi, die Rieke Vrielink aus der 8d ebenfalls erst kurz vor dem Konzert mit ihrem neuen Begleiter Christian Fauteck proben konnte. Nicht jedem der Zuhörer war vermutlich vorher bewusst, wie interessant der Klang einer Altblockflöte sein kann und wie anmutig solch alte Musik klingen kann. Auch Gustav Heinecke aus der 7c zeigte, was in seinem Instrument steckt, und beeindruckte virtuos mit schnellen und hohen Läufen auf dem Cello beim Elfentanz von Ezra Jenkinson, wobei er auch souverän meisterte, dass er durch den Ausfall von Herrn Buchwald ohne Begleitung spielen musste. Auf die Begleitung durch seinen Kollegen hatte Herr Hellmich nicht gesetzt, sondern seine Gitarre mitgebracht. Mit You found me von The Fray und Lose yourself von Eminem schenkte er dem Abend eine ganz neue Facette und zeigte, dass das Latein- und Biologie-Studium keine trockene Kost sein muss, denn er machte vor allem den Oberstufen-Schülern Lust auf die Zeit nach dem Abitur mit seiner Bemerkung: „Das letzte Mal habe ich vor Publikum während meines Studiums in der Kneipe gespielt.“ Den Kontrast zu Eminem setzte Antonia Degen aus dem 12. Jahrgang mit Frédéric Chopins verträumt bis wild wirkendem Fantaisie-Impromptu und dem expressiven Theme of SSS von Anant-Garde Eyes und entlockte dem Flügel seine ganze klangliche Bandbreite. Ebenfalls ein Stück für Klavier präsentierte Annabelle Keunecke aus dem 13. Jahrgang mit Glassworks: I. Opening von Philip Glass – eine minimalistisch angelegte Komposition, in der sich dem Hörer durch rhythmische Verschiebungen immer neue Klänge und Melodien erschließen können. Anschließend griff auch sie zur Gitarre und sorgte mit ihrem leichten und frei wirkendem Gesang für einen neuen Ohrwurm am Abend: The A Team von Ed Sheeran. Als Klavier-Duo traten anschließend Polina Ladutko aus der 11d und ihre Freundin Jana Diederich auf, die mit dem Elfengesang von Arnold Nevolovitsch in einen lauen Sommerabend entführten, der voller Leichtigkeit und Dramatik zugleich zu sein schien. Die Klänge der Carmen Fantasie für Violine von Pablo de Sarasate, mit denen Sophia Heinecke aus der 10c anschloss, passten sich hier hervorragend ein und ließen zum einen die Zuhörer schwelgen in den bekannten Melodien aus der Oper, zum anderen ließen sie sie aber auch staunen über die technischen Fertigkeiten und die Ausdrucksstärke von Sophia, die ebenfalls ungeplant solistisch auftrat, wodurch der Geigenklang noch mehr beeindruckte. Der Geigenklang schuf eine Verbindung zum nächsten Beitrag, der aber doch in eine ganz andere Welt entführte – eine pixelige Welt. Arvis Kirchner (11b) und Mattis Strickert (12. Jahrgang) hatten selbst die Musik aus dem Spiel „Super Mario Galaxy“ für Geige und Klavier arrangiert und führten so spielend ins 21. Jahrhundert. Da sie gemeinsam mit Boris Alt und anderen Mitgliedern der Technik-AG den Abend über die Licht- und Tontechnik geregelt hatten, zeigte dies, dass für den Musikgenuss vieles zusammenspielen muss: Der musikalische Einfall (die Komposition) braucht eine gute musikalische Umsetzung und wirkt dann noch besser, wenn er durch die moderne Technik unterstützt wird. Auch Ludwig van Beethoven und Sergei Rachmaninoff, mit deren großen Werken Sonata Nr.1, f-Moll, 1. Satz und Prelude cis-Moll Alina Wiese aus dem 12. Jahrgang den Abend fulminant beschloss, hätten sicherlich Freude daran gehabt, dass am Ratsgymnasium nach langer Pause wieder Musik auf diese Weise zu Gehör gebracht wurde. 

Text und Fotos: M. Becker