So gegen 5:00 Uhr war es am schwierigsten, wach zu bleiben. Die meisten hatten sich schon in ein provisorisches Bett zurückgezogen. Nur einige wenige waren entweder noch hartnäckig bei der Lösung eines Problems oder einfach zu euphorisch, um zu schlafen.

Doch warum eigentlich schlugen wir uns die Nacht von Freitag auf Samstag um die Ohren, statt entweder geruhsam im eigenen Bett zu schlafen oder wenigstens auf einer tollen Party die Nacht zum Tage zu machen?

Tjaaaa, alles fing damit an, dass eine Schülergruppe des Ratses in einem Projekt Viertklässler des Kreises Peine für Informatik zu begeistern versuchte. In der Abschlussrunde kam die Idee auf, mal eine ganze Nacht lang – statt der üblichen zwei Schulstunden – Projekte zu programmieren und zu meistern.

Gedacht – geplant, und so verabredeten sich 13 Schüler, drei Lehrkräfte und zwei Ehemalige, um in eben dieser laaaaaangen Nacht diverse Projekte umzusetzen.

Die Schüler fanden sich teils in Gruppen, teils arbeiteten sie auch allein.

An einer Stelle probierte man, einem nur vierbeinigen Computerinsekt das Laufen beizubringen. An einer anderen Stelle sollte ein Schriftzug über ein Laufband huschen und entweder ein „Hallo!“ anzeigen oder die aktuelle Uhrzeit. Und wieder an einer anderen Stelle sollte die Computerraumbelegung auf einem smarten Türschild angezeigt werden. Zudem wurden im Hintergrund allerlei benötigte Teile im 3D-Drucker gefertigt.

Obwohl schon am Nachmittag begonnen wurde, war am Abend noch keines der Projekte „serienreif“. Trotzdem ließen wir es uns am ersten Frühsommerabend bei Würstchen und Salat am Grill wohl ergehen. Auch ein Eis wurde mit Heißhunger vertilgt, nur um im Anschluss mit neuen Kräften die Projekte voranzutreiben.

Gegen Mitternacht ergaben sich die ersten Erfolgserlebnisse: Der erste Schriftzug hüpfte über das Display. (Ja, er zog nicht, er hüpfte. Er war aber eindeutig lesbar!)

Der müde Projektleiter war zufrieden mit dem Erreichten und ging dann ins Bett.

Kurz danach krabbelte die erste nur vierbeinige Computerspinne im Carré. Klar, hier war Nachbesserung vonnöten. „Der machen wir Beine!“, hörte ich nur im Vorbeigehen.

Ein oder zwei Schüler der Gruppe konnten das „Beine-Machen“ nicht mehr live erleben. Ausgelaugt und zumindest überzeugt, es nach ein paar Stunden Schlaf in den Griff zu bekommen, gingen sie zu Bett. Doch kurz darauf der Durchbruch: Das Tier, liebevoll Helga genannt, wackelte auf unsicheren Beinen über den Boden des Computerraums. Ein Jubel brach los. Wenn ich genau darüber nachdenke, können es auch Laute der Furcht gewesen sein, die Beine sahen so echt aus und Helga – vielleicht durch die Entbehrungen des Tages – so furchteinflößend … egal, ich bleibe lieber bei der Vorstellung des Jubels.

Dann wurde kurze Zeit später auch ein Laufband fertiggestellt und wies den Schriftzug ACDC auf. Sofort wurde es in eine Uhr umgebaut.

Schließlich wurden noch zwei weitere Laufbänder fertig. Zufrieden und auch ein bisschen müde ging einer der beiden Laufbandmeister zu Bett.

Erst gegen 8:00 Uhr wurden die müden Krieger geweckt. Nach einem fröhlichen, wenn auch eigenartig müden Frühstück wurden noch die Überreste der vergangenen Nacht aufgeräumt, sich gegenseitig die eigenen Heldentaten erzählt, die Klamotten gepackt und dann war sie auch schon vorbei, die lange Nacht der Informatik.

Aber nicht ohne danach zu fragen, ob sie nächstes Jahr noch einmal stattfinden wird.